Das Geschenk aus Berlin von Lucette ter Borg, Wallstein

Andreas, die zentrale Figur dieser Familiengeschichte wandert aus. Warum mit 76 und warum in die Wildnis Kanadas? Lucette ter Borg erzählt eine Familiengeschichte über einen Zeitraum von mehr als 70 Jahren, über Abgründe, Glück, Liebe, Selbstfindung und einem Bechstein als Geschenk vom Führer. Die interessante Handlung wird von gut recherchiertem Detailwissen verziert.

Heimstraße 52 von Selim Özdogan, aufbau

Der Leser begleitet Gül über zwei Jahrzehnte auf ihrem Weg als Gastarbeiterin in Deutschland und fremde Türkin im eigenen Land. Sehr anschaulich erfahren wir von Sehnsüchten, erfüllten und nicht erfüllten Träumen Gül’s und ihrer Familie. Özdogan gewährt voller Poesie Einblicke in Traditionen und Alltägliches des türkischen Lebens in der Diaspora und zu Hause. Auch wieder ein Buch, das man nicht aus der Hand legen mag. Und am Ende denke ich, die Geschichte hätte gerne noch 200 Seiten lang oder mehr weitergehen können.

Mittelmäßiges Heimweh von Wilhelm Genazino, dtv

Ein Mann verliert ein Ohr. Vollkommen schmerzfrei. Um so schmerzlicher ist der Verlust von Gefühlen. Voll abstruser Gedankengänge und verpeilter Situationen schlingert er durchs Leben. Unerwartet wird er zum Finanzdirektor befördert. Sein Gefühlsleben ändert sich nicht. Humor, Ironie, Melancholie und Alltag wechseln sich ab und überlagern sich. Nicht zu empfehlen, wenn man selbst gerade durch die Gegend schlingert, ansonsten ganz großes Kino im Kopf auf den Straßen von Frankfurt.

Der Eros des Nordens von Petri Tamminen, suhrkamp

Harri, ein abgedrehter Hypochonder, versucht ein normales Leben zu führen mit Frau und Kind. Er wird durch seine Psychosen immer wieder aus der Bahn geworfen. Der Typ auf dem Cover des Buches ist Harri. Bestens gecastet. Der 150 Seiten kleine Roman ist bis zur Seite 70 witzig, überdreht und gut. Dann ist Harri mit seinem Kollegen Eero unterwegs und die Story geht richtig runter und fängt sich erst auf den letzten Seiten wieder. Trotzdem lesenswert.

Weitlings Sommerfrische von Sten Nadolny, Piper

Fängt an wie ein ganz normaler Roman: Ein Mann fährt mit seinem Segelboot raus und gerät in ein Unwetter. Dann das Ende, er kentert. Jetzt die erste spannende Wendung, er kehrt als Geist zurück in seine jugendliche Vergangenheit und beobachtet seine Entwicklung ohne Einfluß nehmen zu können. Jetzt die zweite Wendung. Er kehrt zurück in die Gegenwart, aber nicht mehr in sein altes Leben als Richter…

Der Geschichtenverkäufer von Jostein Gaarder, dtv

Als Junge verkauft Petter Hausaufgaben an seine Klassenkameraden. Seine Phantasie ist grenzenlos. Als Erwachsener verkauft er Romanscipts an Autoren, die damit erfolgreich werden. Schriftsteller wird er selbst nie, aber sehr bald sehr wohlhabend. Im Laufe der Jahre spinnt sich ein Netz abhängiger Schriftsteller um ihn herum, indem er sich auf dramatische Weise selbst verstrickt…

“Ben in der Welt” von Doris Lessing, btb

Wer “Das fünfte Kind” gelesen hat muß auch diesen Folgeroman lesen, um zu erfahren wie es mit Ben, diesem Geschöpf aus einer anderen Zeit weitergeht. Das Buch hat zwar nicht mehr den Effekt “ich muß das jetzt in einem Stück durchlesen, weil ich sonst vor Spannung platze” ist aber trotzdem lesenswert.

Das fünfte Kind von Doris Lessing

“Das fünfte Kind” von Doris Lessing, btb
Das fünfte Kind von Harriet und David ist anders, ganz anders. Mit seiner Brutalität und Unfähigkeit zur Liebe scheint Ben einer Rasse zu entstammen, die in Urzeiten über die Steppen gezogen sind. Er zerstört eine, seine Familie, ignorant und rücksichtslos ohne Erkenntnis über sein Handeln. Ein Roman, der völlig fesselt. Doris Lessing erhielt den Nobelpreis für Literatur und verstarb am 17. November 2013 im Alter von 94 Jahren.